„Sie [die Natur] hat mich hereingestellt, sie wird mich auch herausführen. Ich vertraue mich ihr. Sie mag mit mir schalten. Sie wird ihr Werk nicht hassen. Ich sprach nicht von ihr. Nein, was wahr ist und was falsch ist, alles hat sie gesprochen. Alles ist ihre Schuld, alles ihr Verdienst.“
Goethe: „Die Natur“
Obwohl aus dem Kontext klar ist, was gemeint ist – über den Satz „Ich sprach nicht von ihr“ stolpert man halt. Ich auch. Jedes Mal, wenn ich das lese.
Ohne Goethe einen Vorwurf machen zu wollen, frag ich mich: Warum hat er den Satz so stehen lassen? Ich selbst würd mir sowas nimmer gestatten. Oder war die Intonation zu jener Zeit auf rätselhafte Weise anders? Keine Ahnung.
Eine kleine Änderung der Satzordnung, und schon paßt alles zusammen: „Nicht ich sprach von ihr.“
Und wenn man dann dem Setzer noch Anweisung gibt, bestimmte Worte hervorzuheben, müßte eigentlich alles verständlich sein:
„Sie [die Natur] hat mich hereingestellt, sie wird mich auch herausführen. Ich vertraue mich ihr. Sie mag mit mir schalten. Sie wird ihr Werk nicht hassen. Nicht ich sprach von ihr. Nein, was wahr ist und was falsch ist, alles hat sie gesprochen. Alles ist ihre Schuld, alles ihr Verdienst.“
Goethe möge mir verzeihen; aber was er so schreibt ist für uns des Denkens entwöhnte Heutige auch so schwierig genug.
Vielleicht hatten seine Zeitgenossen keine Probleme damit; und er, befangen in der irrigen Auffassung, es werde nun immer besser und die Menschen würden von Generation zu Generation geistig immer beweglicher und aufnahmefähiger und die Nachwelt werde problemlos alles verstehen, gestattete sich solche Schludrigkeiten?
Könnte sein. Wär möglich.
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